Nach endgültigen Berechnungen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) in der Bundesanstalt für Ernährung (BLE) steigt der Produktionswert der deutschen Landwirtschaft um rund ein Drittel. Dies ist auf größere Mengen und einen Preisanstieg allgemein zurückzuführen. Die pflanzliche Produktion erreicht einen Wert von 36,7 Milliarden Euro (+26 Prozent), während die Tierproduktion bei 35,6 Milliarden Euro (+37 Prozent) lag.
Pflanzliche Erzeugung
Nach vorläufigen Berechnungen erreicht der Produktionswert für pflanzliche Erzeugung insgesamt 36,7 Milliarden Euro. Dies ist eine Steigerung um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei vielen Kulturen sind die berechneten Erntemengen und Preise höher als ein Jahr zuvor.
Die Ernte der Getreidekulturen insgesamt übersteigt knapp das Niveau des vergangenen Jahres. Während bei Körnermais (-24 Prozent) und Roggen (-45 Prozent) die Erträge einbrachen, wuchsen die Erträge bei den übrigen Getreidearten (Weizen: +18 Prozent, Gerste: +2 Prozent, Hafer: +0,3 Prozent). Ein Preisanstieg von 30 bis 45 Prozent wurde bei allen Getreidearten beobachtet. Folglich stieg der Produktionswert um 57 Prozent auf 13 Milliarden Euro.
Die Ölsaaten erreichten einen Produktionswert von 3,1 Milliarden Euro (+ 53 Prozent). Die Steigerungen in den Erntemengen bewegten sich von 19 Prozent bei Sojabohnen über 22 Prozent bei Raps und Rübsen auf bis zu 60 Prozent bei Sonnenblumenkernen. Die erzielten Preise bei Raps und Rübsen nahmen um 28 Prozent zu, bei Sojabohnen um neun Prozent während sie bei Sonnenblumenkernen durch unterdurchschnittliche Qualitäten um zwei Prozent sanken.
Bei Futterpflanzen verringerte sich der Produktionswert um 19 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021. Bei den meisten Futterpflanzen wie Gras- und Maissilage brachen die Erträge um rund 30 Prozent ein. Die erzielten Preise lagen auf gleichem Vorjahresniveau.
Wegen des trockenen Sommers war 2022 für die Gemüseproduzenten nicht sehr ertragreich und die Erntemengen blieben unterhalb der Vorjahresmengen. Die erzielten Preise für Gemüse stiegen insgesamt um zehn bis zwölf Prozent an. Der erwirtschaftete Produktionswert (4,4 Milliarden Euro) lag um ein Prozent höher als 2021.
Infolge der Sommerhitze blieb auch die Erntemenge bei Kartoffeln unterhalb des Vorjahresniveau und erreichte 9,3 Millionen Tonnen. Die höheren Preise führen zu einem Produktionswert von 3 Milliarden Euro (+75 Prozent). Speisekartoffeln erzielten 18 Prozent weniger Ertrag als 2021. Besonders bei Industriekartoffeln war eine Steigerung der Erntemengen und Preise deutlich bemerkbar.
Nach vorläufigen Berechnungen lag die Obstproduktion knapp unter dem Vorjahresniveau. Die Erträge bei den wichtigsten Obstsorten waren niedriger. Die Preise lagen auf Vorjahresniveau mit Ausnahme der Äpfel (-18 Prozent). Der Produktionswert bei Obst insgesamt belief sich auf 1,1 Milliarden Euro.
Tierische Erzeugung
Der Produktionswert für Tiere und tierische Erzeugnisse kommt insgesamt auf 35,6 Milliarden Euro; davon entfallen 16,8 Milliarden auf die Tierproduktion (+25 Prozent) und 18,8 Milliarden (+49 Prozent) auf tierische Erzeugnisse.
Rinder insgesamt erzielten einen Anstieg von 31 Prozent im Vergleich zu 2021 und einen Produktionswert von 4,8 Milliarden Euro. Der Erlöspreis für Rinder beträgt 4.521 Euro pro Tonne (+40 Prozent) und für Kälber 4.341 Euro pro Tonne (+30 Prozent).
Bei Schweinen liegt der Produktionswert bei 7,6 Milliarden Euro (+22 Prozent). Nach einer Tiefpreisphase im vergangenen Jahr stieg der Preis auf 1.809 Euro pro Tonne (+33 Prozent). Das Angebot an Tieren ist hingegen um fünf Prozent gesunken.
Für die Fütterung der Schweine wurde eine um zehn Prozent geringere Menge an Mischfutter eingesetzt, die 21 Prozent höhere Kosten verursachte. Hinzu kommt ein Ferkelpreisanstieg um 29 Prozent beim Zukauf von inländischen Ferkeln. Die Einfuhr von Ferkeln für die deutsche Schweinemast verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 85 Prozent.
Für Geflügel insgesamt wurde ein Produktionswert von 3,4 Milliarden Euro errechnet (+31 Prozent). Bei allen Geflügelarten war eine Preissteigerung zu beobachten. Insgesamt ist ein Preisanstieg um 30 Prozent festzustellen.
Der Produktionswert bei Milch wird auf 16,8 Milliarden Euro geschätzt – dies entspricht einer Steigerung von 49 Prozent. Der berechnete Erlöspreis liegt bei 50,9 Cent pro Kilogramm (2021: 36 Cent). Die gelieferten Milchmengen bleiben knapp unter dem Vorjahresniveau.
Um 58 Prozent nahm der Produktionswert für Eier zu und erzielt 1,7 Milliarden Euro. Der Preis stieg um 41 Prozent auf 1.761 Euro pro Tonne.