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Vorleistungen Landwirtschaftliche Gesamtrechnung

Unter Vorleistungen im Rahmen der LGR versteht man alle Güter und Dienstleistungen, die während der Produktion von landwirtschaftlichen Produkten verbraucht oder verarbeitet werden. Dazu zählen Vorleistungen für Futtermittel, Energie und Schmierstoffe, landwirtschaftliche Dienstleistungen, Instandhaltung, Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und die Kosten für tierärztliche Behandlungen und Medikamente.

Vorleistungen für den Bereich Landwirtschaft

Die Landwirtschaft als Primärsektor ist kein für sich alleinstehender Wirtschaftszweig. Durch vielseitige Beziehungen steht sie im Austausch mit anderen Wirtschaftsbereichen. Dadurch ergeben sich zusätzliche Wertschöpfungseffekte im Handel, bei den Herstellern von Lebensmitteln, bei Dienstleistern und anderen Akteuren. Die ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft geht weit über die reine Produktion von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen hinaus.

Anhand der Vorleistungen soll dies verdeutlicht werden.

Vorleistungen der Landwirtschaft für Futtermittel

Vorleistungen für Futtermittel

Im Jahr 2023 wurden laut vorläufigen Zahlen Vorleistungen für Futtermittel (ohne Umsatzsteuern) in Höhe von 19,4 Milliarden Euro erbracht.

Rund 42 Prozent der Vorleistungen für Futtermittel entfallen auf innerbetrieblich erzeugte und verbrauchte Futtermittel. Futtermittel in Höhe von 10,9 Milliarden Euro wurden dieses Jahr bei Wirtschaftsbereichen außerhalb der Landwirtschaft, wie beispielsweise bei Herstellern von Lebensmitteln, dazugekauft (24 Prozent der Vorleistungen insgesamt). In der Ernährungswirtschaft fallen etwa in Getreide- oder Ölmühlen, in Brauereien, in Zuckerfabriken und in Molkereien Nebenprodukte, sogenannte Koppelprodukte an, die zu Einzel- oder Mischfutter weiterverarbeitet werden.

Um den Bedarf an Futtermitteln in Deutschland zu decken, sind wir jedoch auf Importe angewiesen. Bezogen auf die physiologische Wertigkeit der Futtermittel, wie zum Beispiel den Anteil an verdaulichem Eiweiß, haben Importfuttermittel erhebliche Bedeutung für die Tierhaltung in Deutschland. Der Anteil am dazugekauften Futtermittel im eigenen Wirtschaftszweig liegt bei rund 403 Millionen Euro (ohne Umsatzsteuer).

Vorleistungen der Landwirtschaft für Energie und Schmierstoffe

Vorleistungen für Energie- und Schmierstoffe

So reichhaltig wie die landwirtschaftliche Produktion ist, so verschieden sind auch die Orte des Energiebedarfs. Besonders in der Geflügel- und Schweineproduktion stellt der Wärmebedarf einen hohen Anteil der Energiekosten dar. Neben der Wärme wird der Strom auch für das Belüften, Füttern und Entmisten benötigt.

Im Gartenbau sind es vor allem die Energiekosten, die einen wichtigen Produktionsfaktor ausmachen. Der Großteil dieser Kosten machen darunter die Heizkosten der Gewächshäuser aus. Neben dem Beheizen wird Energie auch für die Beleuchtung benötigt.

Schmierstoffe werden zur Schmierung eingesetzt und dienen zur Verringerung von Reibung und beugen so einem Verschleiß vor. Außerdem dienen sie zur Kraftübertragung, Kühlung und haben eine Dichtwirkung und einen Korrosionsschutz. In der Landwirtschaft werden nicht nur Traktor und Erntemaschine eingeschmiert, gefettet und geölt, auch zum Beispiel eine Melkmaschine benötigt Schmierstoffe um reibungslos zu funktionieren.

Im Jahr 2023 werden für Energie- und Schmierstoffe Vorleistungen im Wert von 4,5 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer) getätigt, die der Energiewirtschaft und dem Handel zugutekamen.

Vorleistungen der Landwirtschaft für landwirtschaftliche Dienstleistungen

Vorleistungen für landwirtschaftliche Dienstleistungen

Die Vorleistungen für landwirtschaftliche Dienstleistungen sind vielschichtig.
Typische Dienstleistungen, die sich auf Betriebsleiterin und den Betriebsleiter beziehen, sind neben Informations- und Beratungsdienste auch Fortbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Bei Fort- und Weiterbildungen profitieren unter anderem die Dienstanbieter der landwirtschaftlichen, Fach- und Berufsschulen sowie Personen aus Dienstleistungszentren des ländlichen Raumes sowie Verbände.

Bei einer betriebswirtschaftlichen Beratung setzen die betriebsleitenden Personen auf das Fachwissen der Landwirtschaftsämter und Landwirtschaftskammern, auf überregionale Beratungszentren und freie, auf die Landwirtschaft spezialisierte, Unternehmensberaterinnen und Unternehmensberater.

Bedarf es einer produktionstechnischen oder steuerlichen Beratung, wird die Expertise der Zucht- und Leistungskontrollverbände, Erzeugerringe und auf Landwirtschaft spezialisierte Steuerkanzleien wertgeschätzt.

Fach- und Nachrichtendienste versorgen die Landwirtschaft mit aktuellem Fachwissen. Die Information, welche Auswirkungen das Wetter auf die Kultur hat, welches Saatgut sich besonders gut eignet und wie hoch der Schädlingsdruck sein wird, kann über ein kostenpflichtiges Abonnement eingekauft werden.

Um typische landwirtschaftliche Risiken (Hagel-, Ertragsschaden und Tierversicherungen etc.) abzudecken werden Versicherungen mit spezialisierten Versicherungsunternehmen abgeschlossen.

Vorleistungen der Landwirtschaft für landwirtschaftliche Dienstleistungen liegen im Jahr 2023 bei 2,8 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer).

Vorleistungen der Landwirtschaft für die Instandhaltung von Maschinen, Geräten und baulichen Anlagen

Vorleistung für die Instandhaltung für Maschinen, Geräten und bauliche Anlagen

Neben der Inspektion, dem Feststellen und Beurteilen des Ist-Zustandes, gehören zur Instandhaltung die Wartung, also das Bewahren des Soll-Zustandes, auch die Reparatur (Instandsetzung) und die Verbesserung, also die Steigerung der Funktionssicherheit und der Effizienzverbesserung.

Auf landwirtschaftlichen Betrieben wird also regelmäßig geprüft, gemessen, ausgewechselt, geschmiert, ausgebessert und umgebaut, um bei landwirtschaftlichen Maschinen, Geräte und bauliche Anlagen vor möglichen Störungen, einem Ausfall, einer erhöhten Unfallfallgefahr und mögliche Umweltbelastungen vorzubeugen und die Effizienz und die Lebensdauer zu erhöhen.

Wo die Landwirtin und der Landwirt nicht selbst inspizieren, warten, verbessern und reparieren können, sind technische Fachkräfte, Ingenieurinnen und Ingenieure und Fachmonteurinnen und Fachmonteure gefragt.

Die Vorleistung für die Instandsetzung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte liegen im Jahr 2023 bei 2,6 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer) und somit mehr als das Doppelte für die Instandhaltung der baulichen Anlagen (1,2 Milliarden Euro ohne Umsatzsteuer).

Vorleistungen der Landwirtschaft für Saat- und Pflanzgut

Vorleistungen für Saat- und Pflanzgut

Durch eine generative Vermehrung entstehen Samen, Früchte, Scheinfrüchte, Fruchtstände oder Teile davon, die neben dem Verzehr als Saatgut dienen. Durch eine geschlechtliche Vermehrung unterscheidet sich das Erbgut von denen der Mutterpflanze. Saatgut, wie wir dies heute verwenden, ist das Ergebnis Jahrtausende stattfindender Selektionsprozesse.

Unter Pflanzgut verstehen wir Knollen, Rhizome, Stecklinge und Zwiebeln, also vegetative Pflanzenorgane. Als Beispiel wäre hier die Kartoffel zu nennen. Das Erbgut der Mutterpflanze unterscheidet sich nicht von ihren Nachkommen.

Durch das Sortenschutzgesetz und Saatgutverkehrsgesetz wird der Verkauf von sortengeschützten Saat- und Pflanzgut geregelt.

Es wurden im Jahr 2023 Vorleistungen für Saat- und Pflanzgut im Wert von 2,1 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer) ausgegeben.

Vorleistungen der Landwirtschaft für Dünge- und Bodenverbesserungsmittel

Vorleistungen für Dünge- und Bodenverbesserungsmittel

Durch eine Düngung wird der Nährstoffgehalt des Bodens beeinflusst, wohingegen Bodenverbesserungsmittel die Struktur, die Haltefähigkeit für Wasser, die Nährstoffverfügbarkeit und die Luft beeinflussen.

Damit eine Pflanze optimal gedeihen kann, benötigt sie ein optimales Verhältnis verschiedenster Nährstoffe. Durch den Abtransport des Erntegutes werden Nährstoffe dem Boden entzogen. Durch eine organische oder mineralische Düngung stellen die Landwirtin und der Landwirt das optimale Nährstoffverhältnis wieder her, damit die Folgekultur mit ausreichend Nährstoffen versorgt ist.
Ein typisches Bodenverbesserungsmittel ist Kalk.

Durch Regen wird Kalzium im Boden ausgewaschen, wodurch der pH-Wert des Bodens über die Jahre abnimmt. Eine Kalkung führt zu einer Entsäuerung des Bodens und erhöht so die physikalische Wirkung. Die Bodenstruktur wird verbessert, denn Kalzium-Ionen verbinden sich mit Ton- und Humusteilchen und schaffen so größere und stabilere Bodenkrume. Dies führt zu einer erhöhten Wasserspeicherfähigkeit und einer stärkeren Durchlüftung des Bodens, wodurch das Wurzelwachstum erleichtert wird. Eine Kalkung führt außerdem zu einer höheren biologischen Aktivität der Bodenorganismen, da sie von verbesserten physikalischen Eigenschaften profitieren. Auch nimmt ihre biologische Aktivität ab, wenn der pH-Wert außerhalb ihres Toleranzbereiches liegt.

Zu den Bodenverbesserungsmitteln zählen auch der Torf, Schlamm, Sand sowie synthetische Schaumstoffe.

In der Landwirtschaft wurden für das Jahr 2023 nach vorläufigen Angaben Vorleistungen von 2,2 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer) für Dünge- und Bodenverbesserungsmittel getätigt.

Vorleistungen der Landwirtschaft für Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel

Vorleistungen für Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel

Die Menge und Qualität pflanzlicher Produkte werden nicht nur durch die verfügbare Anbaufläche begrenzt, sie werden auch durch den Befall mit Schädlingen und Krankheiten beeinflusst, der im schlimmsten Fall bis zu einem Totalausfall der Ernte führen kann. Bei einem überwiegenden Anteil landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturen sind daher Pflanzenschutzmittel notwendig. Je nach Schadorganismus werden verschiedene biologische oder chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt.

Typische Unkräuter auf dem Acker sindneben dem Ackerfuchsschwanz, der Gemeine Windhalm auch das Einjährige Rispengras oder das Kletterlabkraut. Ist ein Zurückdrängen zum Beispiel durch eine geeignete Fruchtfolge, durch wendende Bodenbearbeitung und pfluglosen Bestellverfahren nicht möglich, kann dem Unkrautdruck mit Herbiziden entgegengewirkt werden.

Breiten sich auf Blättern watteartige weiße Pusteln und später ein filzartiger schmutzig grauer Überzug aus, so wurde die Pflanze mit dem Pilzerreger Mehltau befallen. Ein Mehltaubefall kann durch einen Abtransport befallener Ernterückstände, die Wahl weniger anfälliger Sorten und einer nicht überhöhten Stickstoffdüngung entgegengewirkt werden. Eine warme Witterung mit hoher Luftfeuchtigkeit, ein geringer Niederschlag und Sonneneinstrahlung können zu einem starken Mehltaubefall führen. Um Ertragseinbußen entgegenzuwirken, können Fungizide eingesetzt werden.

Ein Befall mit saugenden und beißenden Insekten kann mit einem Insektizid entgegengewirkt werden, bei Schnecken ein Molluskizid. Als Mittel gegen Milben sind es die Akarizide und bei schädlichen Nagetieren die Rodentizide.

Verschiedenste Faktoren bestimmten den Einsatz und damit die Vorleistung der Landwirtschaft für Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Im Jahr 2023 sind es 2,1 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer).

Vorleistungen der Landwirtschaft für tierärztliche Behandlungen und Medikamente

Vorleistungen für Tierarzt und Medikamente

Tierärztinnen und Tierärzte betreuen auf landwirtschaftlichen Betrieben akute Erkrankungen und überprüfen den Gesundheitszustand der Nutztiere.

Bei erkrankten Tieren verschreiben sie Tierarzneimittel wie zum Beispiel Antibiotika. Um sichere Lebensmittel zu gewährleisten, gelten klare Regeln wie beispielsweise ausreichende Wartezeiten zwischen der Medikation und dem Inverkehrbringen von tierischen Erzeugnissen wie Milch und Fleisch.

Zusammen mit den Landwirtinnen und Landwirten überprüfen Tierärztinnen und Tierärzte außerdem alle Faktoren im Tierstall, die das Wohlbefinden und den Gesundheitszustand der Tiere beeinträchtigen können und geben Ratschläge, wie das Tierwohl gesteigert werden kann. Teilweise übernehmen sie auch die künstliche Besamung und helfen bei schwierigen Geburtsvorgängen.

Die Vorleistungen der Landwirtschaft für Tierarztkosten und Medikamente liegen im Jahr 2023 bei rund 1,1 Milliarden Euro (ohne Umsatzsteuer).

Darstellung der Vorleistungen für den Bereich Landwirtschaft

Die Berechnungen der Vorleistung für den Bereich Landwirtschaft erfolgt in der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung.

In den Vorleistungen sind der ertragssteigernde Aufwand (Futtermittel, Handelsdünger, Pflanzenschutzmittel, Saat- und Pflanzgut), die Aufwendungen für die Unterhaltung der Wirtschaftsgebäude und des Inventars, die Ausgaben für Energie, für Tierarzt und Medikamente sowie für andere Güter und Dienstleistungen zusammengefasst. Analog zum Produktionswert werden hier auch der innerbetriebliche Verbrauch an Futtermitteln und die in Anspruch genommenen landwirtschaftlichen Dienstleistungen berücksichtigt.

Weitere Informationen zur LGR

Kontakt

  • Ansprechpartner: Uwe Platz
  • Telefonnummer: (0228) 6845-3879
  • Behörde: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
  • Referat 414
  • Straße/Hausnummer: Deichmanns Aue 29
  • Postleitzahl/Ort: 53179 Bonn
  • agrar(at)ble(dot)de